In der Mittagsglut des Roten Oktober geht ein Mann seiner Asiette entgegen. Dieser Mann ist Ottmar Schlicke, der bekannte Heimatforscher. Ottmar Schlicke hat seinen Namen von der Redaktion ändern lassen. Es gibt Kartoffelbrei mit Glitsch, und wenn der Heimatforscher den Löffel tapfer zum Mund führt, bleibt die Asiette am Kartoffelbrei hängen und beschmutzt seine Kleidung mit Glitsch.
Ottmar Schlicke wirft die Asiette an die Wand. Die Asiette klebt etwa in Bauchhöhe. "Wie Lutter!" ruft die dumme Else aus dem Archiv, und der Heimatforscher wirft den Löffel nach der kichernden Person. Else gackert erregt. Ottmar Schlicke beschließt, das Löffelwerfen in sein Arsenal der frauenverführenden Gesten zu übernehmen.
Heimatforscher haben allein schon durch ihre Tätigkeit einen ausgezeichneten Stand bei Frauen. Sie sind meist gerade gewachsen, mit großen Nasen und hinreichender Behaarung ausgestattet. Heimatforscher sind Blüte und Humus unseres Gemeinwesens. Wenn ein Heimatforscher erscheint, geht ein Ruck durch unser Land.
Keine Lust auf Asietten? Hier gibt es "Brötchen", "Brot" und "Kuchen".
Ein Ruck geht durch Ottmar Schlicke. Wieder und wieder beschäftigt er sich mit dem Pferd von Blasegast. Fortwährend stößt er auf, und die Ordner fallen vom Tisch. Die anderen Heimatforscher werden aufmerksam. "Das Pferd wiehert", ruft Herr Schlicke finster, "das Pferd, ihr Drecksäcke!" Immerhin ist Ottmar, den die Redaktion Odmor nennen darf, der dienstälteste Heimatforscher im Saal! Er kann sich sowas erlauben, und er kriegt auch die interessantesten Vorgänge auf den Tisch.
Das Pferd ist eine Schlüsselgestalt in der Geschichte von Blasegast. Es kommt weder im Wappen noch in den Erzählungen der verbliebenen Einwohner vor. Der Dumpfheit der Vorfahren ist es zu verdanken, dass in den Kriegswirren keine kleinwüchsigen Landsknechte in das Pferd gestopft wurden, um es nachts vor das Stetzscher Tor zu rollen, wenngleich das den Stetzschern nicht übel gefallen hätte.
Aber nicht einmal in den Ergüssen der zeitgenössischen Literaten ist das Pferd von Blasegast erwähnt, dabei wurde von diesen Brüdern noch jedes Hirngespinst delirierender Zeitgenossen verwurstet, um zu Geld zu kommen! Es ist wie verhext. Das Gaultier! Schon wieder Überstunden?
Ottmar Schlicke begibt sich ins Internetz. Diese Teufelsmaschine hat schon einige der besten Heimatforscher um den Verstand gebracht! Odmor setzt sich in einen Chat und wird in die Weiten des Universums katapultiert. Wenn so ein Chat abstürzt, bleibt nicht mal eine Blackbox mit Flugschreiber übrig! Oder doch? Keiner weiß das so genau, jedenfalls keiner der eifrig schwatzenden virtuellen Sodomisten.
Die Recherche ist extrem aufregend (eben hat sich ein Pferd eingeklinkt, das so ähnlich wie "von Blasegast" heißt - ein Nachfahr?), da spürt er ein muskulöses Knie zwischen seinen Rippen. Die Chefin!
"Hund und Sau!" Herr Schlicke fährt herum und wirft der Quarterbeck, dieser unverschämten Person, aus Nahdistanz den Löffel zwischen die Augen. Kaum zwei Wochen im Amt, sinkt sie schon mit verdrehten Augen an Schlickes Brust. Unzweifelhaft ein schöner Erfolg der modernen Technik, gepaart mit wilder Entschlossenheit und dem speziellen Odmorschen Know-How im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht. Die anderen Heimatforscher verfallen in wilde Sprechchöre.
Schade, dass Ottmar Schlicke schon wenige Tage später von Oma Steckwurst nachts im Hof hinter der Teppichklopfstange vergraben wird, nachdem ihn Herr Schrudel ("Rache für Gisella, die geschändete!") mit der Aschenschaufel zur Strecke gebracht hatte.
Das Seepferd von Blasegast mit Herrn Schrudel? Oder eine plumpe Fälschung?
Was ist nun aber mit dem Pferd von Blasegast? Gibt es etwa Querverbindungen (zwischen Kopf und Rumpf)? Hat es bei der Wählerwanderung geholfen? Und warum schweigt Gojko Mitic? Wir werden es nie erfahren.
Wenigstens legt Gisella vor dem Zuschippen ein Stückchen bunte Folie als Markierung über den leblosen Körper vom Odmor, denn im Frühjahr kommt Klempner Patzschke aus der Rhön und will die Kanalisation machen.
Ende