"Sehen Sie mal, Herr Schrudel", sagt Makler Griepsch. Kann ich nicht", sagt Herr Schrudel, und beide müssen herzlich lachen.
Auch Koko, der schrudeleigene Dackel, den alle im Haus nur Schaboffski nennen, lacht. Übrigens der einzige bekannte Dackel mit Mopedführerschein, jedenfalls in Blasegast. Das Eis ist gebrochen. Der Makler breitet die Häuser auf dem Tisch aus.
"Ja, Schrudel, hier die Küche, da das Klo, Erkerchen und Bi-Ba-Bo" trompetet er fröhlich ins karge Ambiente. Dann schleicht er sich heimlich zur Anrichte, nach Getränken. Koko rechnet derweil die Quadratmeter in Gardinen um. Die Stimmung ist gut, Schrudel hat genug Geld in der Strumpfmaske, um einem Makler zu feuchten Hosen zu verhelfen.
Lifestyle in Krietzschwietzsch: Mein Auto, mein Haus, mein Gartenstuhl.
"Apropos Land, Schrudelchen", spricht Griepsch würdevoll, "schon mal in Krietzschwietzsch gewesen? Geile Ecke. An jedem Zaun īne Schnecke. Landluft. Alles wächst und gedeiht. Dackel hoch wie Bäume."
"Nichts da", ruft Schrudel pathetisch, "Blasegast bleibt Blasegast. Ich gehöre in die Kulturstadt. Außerdem gefallen mir die Häuser nicht. Da kaufe ich lieber die Malzfabrik." Koko lächelt mit den Ohren und lässt auch das kleine Dackelhirn teilhaben. Auf Papa Schrudel ist Verlass.
Die Malzfabrik riecht so gut. Und alles voller leckerer Ratten! Ein guter Platz für genusssüchtige Kleinhunde. Die Malzfabrik! Ein Hörrohr fällt zu Boden. Oma Steckwurst hatīs gewurst! (Ein Wortspiel.)
Ein Konflikt legt sich mitten im Wohnzimmer wie Mehltau auf die kameradschaftliche Verhandlungsatmosphäre. "Schrududeldei, eijeijei! Die Malzfabrik! Hm. Denk aber doch mal an die Landfrauen! Gut gebaut! Gut gebaut ist halb gebaut, sage ich immer. Und die Hühnerchen. Mit dem Moped immer durch das Geflügel durch, zack. Das macht Spaß!" Koko lacht. "Ja, gugge, dein Hund! Der will aufs Land. Der will Landleberwurst, äh, und grillen will der, und wie ein Idiot ums Grundstück hecheln, immer rundherum, an so einer Leine, und wenn die festhakt " urghhh, hahaha."
"Mach nicht den Hund verächtlich. Fass, Koko!" ruft Schrudel und versucht, dem zappelnden Griepsch mit seinem Stock Verletzungen beizubringen. Der Dackel flattert hinten an des Maklers Kragen wie einst der Hyänenschwanz an Daniel Boones Mütze. Vom Lärm der umstürzenden Buffetts, Nippes und Elektrogeräte angezogen und gleichzeitig unangezogen erscheint Gisella Quarterbeck (23): "Na, Männerchens, ihr Guten?"
Der Makler glotzt ihr entgegen, offenen Mundes. "Frauen wollen Häuser, zum Putzen, zum Einrichten, zum Hinlagern auf ledernen Fauteuils, nicht wahr, Gnädigste?" Wumm. Vom Plattenspieler getroffen geht Griepsch zu Boden. "Ich habe Argumente, Schrudel, Argumente!" "Du hast beinahe den Dackel zerdrückt, du Makler!" - "Keine Beleidigungen, Freundchen! Kauf mir ein Objekt ab, und ich gehe. Dann hast du deine Ruhe."
Plötzlich erzittert das Haus von einem Schlag, in etwa dem vergleichbar, wenn Schrudel sich mal wieder im Treppenabsatz geirrt hat und gegen das Klohalbetreppe rennt. "Pieeeep", macht der eben freigekommene Schaboffski, als Gisella auf ihm landet, zum Glück mit der weichen Seite. "Das war die Atombombe, Herr Schrudel", ruft der fliehende Griepsch, "Das kann Ihnen in Krietzschwietzsch nicht passieren!"
"Kann es doch", spricht da eine in Ruß gehüllte, omasteckwurstartige Person, "Das war erst der Anfang. Die Malzfabrik. Denken Sie, ich lasse Sie gehen, Sie lieber alter Schrudel, du? Nieder mit dem selbstgenutzten Wohneigentum! Quarterbeck, tun Sie ihm was gutes. Komm, Schaboffski, im Keller hat was gepfiffen."
Koko lässt sein glockenhelles Lachen hören und vollzieht einen Sprung. Der Kampf um die Mieter und ihre Dackel hat begonnen. Hoch lebe die Bevölkerung der inneren Vorstädte!
Ende